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CD-Review: Intensity of Bass - Joel Locher

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Viele (Gypsy-)Jazz-Fans kennen Joel Locherschon länger von seiner Zusammenarbeit mit (Gypsy-) Jazzgitarristen wie Wauwau Adler, Gismo Graf oder dem international bekannten Pianisten Michael Petrucciani.

Joel Locher gilt vielen Kennern der Szene als einer der Besten Kontrabassisten den die deutsche Jazzszene heute zu bieten hat. Aber auch international gewinnt er immer mehr an Beachtung und Aufmerksamkeit, spielte bereits Konzerte mit vielen international anerkannten Jazzgrössen.

Nun stellt Joel Locher mit „Intensity of Bass“ sein erstes Solo-Album mit 13 Titeln vor, wo er zum ersten mal selbst als Frontmann im Focus steht. Und man muss sagen: hier ist der Name Programm!

Unterstützt wird Joel Locher hierbei von einer ganzen Armada grossartiger Musiker wie: Frank Eberle (Piano), Felix Schrak (Drums, Jermaine Landsberger (Piano), Guido May (Drums), Gee Hye Lee (Piano), Frank Kuruc (Guitar), Katharina Locher (Vocals), André Schwaiger (Piano, Organ), Gismo und Joschi Graf (Guitar), Wawau Adler (Guitar), Nico Schulze (Piano), Daniel Kartmann (Drums), André Weiß (Piano) und Sandro Roy ander Geige.

Joel Locher zeigt bereits im ersten Titel „Gatwick“ in einem wirklich „intensiven“ Basssolo sein grosses Können und seine Klasse als Bassist.
Der zweite Titel „Change“ eine Jazzballade präsentiert Joel als echten Musiker, der nicht nur solistisch (um nicht zu sagen egozentrisch) zeigen will was er drauf hat, sondern in der Lage ist auch sehr musikalisch zu arbeiten, also zwar sehr „musikdienlich“ zu spielen ohne dabei aber seine Kreativität hinten anzustellen.
Um dann beim dritten Song „Speed“ in Tempi jenseits der 300 BPM wirklich richtig „Gas zu geben“ und zu zeigen was für ein hervorragendes Timing er hat. Es dürfte hierzulande relativ wenige Bassisten geben die in einem solchen Tempo noch in der Lage sind so kreativ und präzise zu improvisieren wie Joel es hier vormacht.

Insgesamt zeigt und präsentiert Joel Locher auf seinem ersten Solo-Album eine sehr grosse Bandbreite seines Könnens zwischen fast schon Freejazz-artig anmutenden Passagen in Songs wie „The Streets“, „Klappe die Zweite“ oder „Klappe die Dritte“, in wunderbar melodischen Titeln wie „Change“ oder „Martinique“, in funk-angelehnten Songs wie „Montalivet Vendays“. 
Aber auch seine sehr eigene Version von Stings“ Englishman in New York“ (hervorragend dargeboten vom Jungstar Gismo Graf) kann durchaus überzeugen, ebenso wie „Joel´s Groove“ oder der Titeltrack „Intensity of Bass“ wo er ebenfalls, wie auf den anderen Titeln auch, sein solistischen Können zeigt ohne dabei je aufdringlich zu wirken.

Alles wirkt und klingt immer harmonisch und stringent, abgerundet und der Musik dienlich und nie Egoman oder aufdringlich.
Insgesamt ist „Intensity of Bass“ ein rundum gelungenes Album welches zwar ausser „Englishman in New York“ oder „Martinique“ so gut wie keine Jazz-Manouche Elemente enthält, sich dennoch aber rundum gut anhören lässt und  dabei Freude bereitet. 

Dem einen oder anderen mag die CD an manchen Stellen vielleicht etwas zu „Free-jazzig“ wirken. 
Dennoch muss man dieses Album als Meilenstein betrachten, denn seit Stanley Clarke in den späten 80er oder seinerzeit Mark King von Level 42 frühen 90ern hat in den letzten Jahren kaum ein Bassist eine solch kreative Solo-Arbeit vorgelegt.
Auch ein durchaus sehr guter und deshalb ein wenig wie eine  „Modeerscheinung“ gehypter Bassist wie Avishai Cohen kann mit seinen Fähigkeiten nicht an Joel Locher heran reichen und ist mit seinen eigenen Soloalben meilenweit von dessen Können entfernt.

„Intensity of Bass“ ist ein tolles Album zu dem man Joel Locher (und seinen Mitstreitern ) nur gratulieren kann.  Auch wenn hier der Jazz-Manouche etwas zu kurz kommt - wir vergeben für dieses Album volle Punktzahl *****

Fazit: Unbedingt empfehlenswert!